Physikvorlesung SS 1999
Prof. Dr. A. Piel, IEAP, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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Kleine Geschichte der Elektrizität


William Gilbert (1544-1603)
Gilbert war Leibarzt der Königin Elisabeth I., sein Meisterwerk, De Magnete erschien im Jahre 1600 in London, in dem er die Erscheinungen des Magnetismus darlegt und um eigene Experimente (z.B. mit der Terrella bereichert hat. In diesem Werk wird die Erde selbst als großer Magnet beschrieben. Gilberts Buch hat Galilei stark beeinflußt.

Otto von Guericke (1602-1686)
Der Magdeburger Bürgermeister ist noch heute bekannt durch sein Buch Neue Magdeburger Versuche über den leeren Raum, in dem er u.a. seine Versuche mit der von ihm entwickelten Luftpumpe und mit der elektrisch aufgeladenen Schwefelkugel beschreibt. Das Buch ist aber weit umfassender, indem es dem engeren Thema eine zeitgenössische Beschreibung des Kosmos voranstellt und die wirkenden Kräfte diskutiert, die Erde und Mond, Sonne und Planeten beieinanderhält und dafür sorgt, daß sich die Menschen, speziell die Antipoden auf der rotierenden Erde halten können. Er sieht die an der Schwefelkugel beobachteten anziehenden (elektrischen) Kräfte auch als Ursache für die beschriebenen anziehenden Kräfte im Kosmos. Berühmt ist auch sein Versuch mit den Magdeburger Halbkugeln. Vakuumversuche hatte vor ihm bereits Torricelli durchgeführt.

Francis Hauksbee (gest. ca 1713)
Im Jahre 1709 entdeckte der englische Instrumentenmacher Francis Hauksbee, ein Freund Newtons, daß, wenn man ein wenig Quecksilber in das Glas eines Von-Guericke-Generators tat und die Luft herauspumpte, das Glas zu glimmen anfing sobald man Ladung aufbrachte und die Hand darüberhielt. Das Glimmen war hell genug, um dabei zu lesen und ähnelte den Elmsfeuern. Ohne es zu wissen, hatte er das Neonlicht erfunden.

Ewald Jürgen von Kleist (1700-1748)
Entdeckte 1745 die verstärkende Wirkung der Flasche, die kurz darauf von dem Leydener Professor der Experimentalphysik, Petrus von Musschenbroek ebenfalls gefunden wurde. Dieser erste elektrische Kondensator wurde als Leydener Flasche bekannt. 1748 fand Benjamin Wilson das Gesetz der Anhäufung, daß die Aufnahmefähigkeit der Flasche proportional zur bedeckten Fläche und umgekehrt proportional zur Wandstärke des Glases ist.

Johann Heinrich Winkler (1703-1770)
Seit 1741 Ordinarius für lateinische und griechische Sprache an Leipziger Universität, seit 1750 dort Professor für Physik. Winkler verbesserte Hauksbee's Elektrisiermaschine, ließ Glasröhren zu Buchstaben biegen, pumpte sie leer und erzeugte in ihnen elektrisches Licht: Leuchtreklamen zu Lebzeiten Johann Sebastian Bachs!

Benjamin Franklin (1706-1790)
Verleger aus Philadelphia, Mitunterzeichner der Secessionserklärung und Mitschöpfer der amerikanischen Verfassung. Seine Experimente mit Reiungselektrizität führen zur Entdeckung der Spitzenwirkung. Franklin wird als Erfinder des Blitzableiters (1747) berühmt. Seine Entdeckung stimuliert die Beschäftigung mit der Gewitterelektrizität. 1753 kommt der St. Petersburger Physikprofessor Georg Wilhelm Richmann bei derartigen Versuchen in seinem Labor durch einen Blitzschlag zu Tode.
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Joseph Priestley (1733-1804)
Verfaßte 1767 eine Geschichte der Elektrizität, die 1772 von Krünitz ins Deutsche übersetzt wurde. Priestley hat auch eine Geschichte der Optik geschrieben, die Goethe als Lektüre empfahl, obwohl darin nur "Newtons Versuche und Theorien mit großem Bombast ausgekramt werden". Priestley formulierte die Vermutung, daß die elektrischen Kräfte ebenso wie die Gravitation einem inversen Quadratgesetz gehorchen müßten.

Charles Augustin de Coulomb (1736-1806)
Der französische Ingenieur veröffentlichte 1784 das Gesetz für die Torsion eines dünnen Drahtes, daß der Auslenkungswinkel proportinal zum wirkenden Drehmoment und umgekehrt proportinal zur vierten Potenz des Drahtdurchmessers ist und konstruierte eine empfindliche Drehwaage. Mit diesem Gerät gelang ihm 1785 der Nachweis des "quadratischen Abstandsgesetzes" für die Abstoßungskraft von Ladungen.

Luigi Galvani (1737-1798)
Der Professor der Anatomie in Bologna entdeckte 1780, daß die Schenkel eines sezierten Frosches zu zucken begannen, wenn eine Elektrisiermaschine in der Nähe betätigt wurde. 1786 fand er, daß dieselben Muskelzuckungen ausgelöst wurden, wenn man Rückgrat und Fuß des Frosches mit zwei verschiedenen leitend verbundenen Metallen berührte. Zu Galvanis 200. Todestag.

Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)
Lichtenberg war zunächst Extraordinarius für reine und angewandte Mathematik, ab 1780 Ordinarius für Physik in Göttingen. Lichtenberg baute den mit nahezu 2m Durchmesser größten bekannten Elektrophor. Mit diesem Instrument ließen sich Funken von 40cm Länge erzeugen. 1777 entdeckt er in dem feinen Staub auf dem "Kuchen" seines Elektrophors sternförmige Muster, die nach ihm benannten Lichtenbergfiguren. Er war es, der für die beiden Arten von Elektrizität die mathematischen Symbole "Plus" und "Minus" einführte.

Allessandro Volta (1745-1827)
Volta, Professor für Physik in Pavia, hörte 1792 von Galvanis Experimenten und stellte eigene Versuche mit der von verschiedenen Metallen ausgehenden Elektrizität an. Anhand der Intensität der Geschmacksempfindung, die verschiedene Metallkombinationen an seiner Zunge hervorrufen, kann er die Metalle in eine Spannungsreihe einordnen. 1799 stellt er seine bedeutendste Erfindung, die Voltasäule, den Urtyp aller elektrischen Batterien, vor.

Jean Baptiste Biot (1774-1862)
Im Anschluß an Oersteds Beobachtung, daß der Stromfluß in einem Draht eine Kompaßnadel auslenkt, studieren Biot und Felix Savart das zugehörige Kraftgesetz und finden daß das Produkt aus der von dem konstanten Strom herrührenden magnetischen Kraft H und dem Abstand r konstant ist..

André Marie Ampère (1775-1836)
Ampère war vielseitig interessiert und lieferte wissenschaftliche Beiträge zur Mathematik, Chemie und Physik. 1820 entdeckt er die Kraftwirkung zwischen zwei stromdurchflossenen Leitern. Es gelingt ihm in der Folge hierfür ein quantitatives Gesetz zu formulieren. Mit weiteren Versuchen ("elektrischer Kompaß") etabliert er die Äquivalenz von Kreisströmen und Magneten. Mit einem Solenoid magnetisiert er unmagnetisierte Eisennadeln.


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Erstellt: 15.2.99       Letzte Änderung: 06.07.2000       AP