Arbeitsgruppe Energie
Rationell Anwenden
an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Methodisches Vorgehen
Das Ziel der AERA-Arbeiten ist die Ermittlung von Einsparpotentialen
für verschiedene Energiedienstleistungen. Dabei gilt es, die
vorgegebenen Energiedienstleistungen wie z. B. beleuchtete Arbeitsplätze,
gut belüftete und behagliche Arbeitsräume oder Hörsäle,
Rechnerbetrieb, etc. mit einem möglichst geringen Aufwand an Energie zu
verrichten.
Die Untersuchungen wurden an Teilbereichen der Universität,
in enger Zusammenarbeit mit der Betriebsgruppe
durchgeführt.
Das typische methodische Vorgehen bei der Untersuchung von einzelnen
Objekten (z. B. Institut, Hörsaal, Gebäudebereich) läßt
sich in die folgenden Phasen aufteilen:
- Phase: IST-Analyse.
Dabei nehmen wir zunächst objektspezifische Daten wie z.B.
Gerätebestand, installierte Leistung, Gebäudenutzung und
Nutzerverhalten auf. Die installierte Leistung allein sagt aber noch
nicht viel über den tatsächlichen Stromverbrauch aus.
Erst Messungen von Lastgängen mit hoher zeitlicher
Auflösung (1 und 15 Minuten) sowie mit hoher räumlicher Auflösung
(einzelne Flure oder spezielle Unterverteilungen)
erlauben genauere Aussagen über den Stromverbrauch.
Der Stromverbrauch wird mit Hilfe elektronischer Energiezähler mit
Impulsausgang aufgenommen. Deren Ausgangssignale registriert eine zentrale
Summenstation.
Die Lastgangmessungen werden über einen längeren Zeitraum von mehreren
Wochen durchgeführt, damit Unterschiede zwischen Werktagen, Wochenenden,
Ferien etc. erfaßt und zuverlässige statistische Aussagen
gemacht werden können.
- Phase: Physikalische Modellierung.
Grundlage für jede Auswertung von Daten ist die physikalische Modellierung
des jeweiligen Systems.
Die Auswertung der gemessenen Leistungsgänge wird mit Hilfe von in
der Physik üblichen Methoden vorgenommen. Dabei ist insbesondere
die Bestimmung der
mittleren Leistung, die Aufspaltung von Lastgängen in Grundlast
und variable Last und die Betrachtung periodischer
Schwankungen von Bedeutung.
Im Zusammenhang mit dem Energieverbrauch wird auch versucht,
das Nutzerverhalten zu analysieren, welches sich aus einer statistischen
Auswertung der Lastgänge und zusätzlichen vereinfachenden Annahmen
bestimmen läßt.
Sind Nutzerverhalten, die typische Leistung einzelner Verbraucher,
die Geräteanzahl und die typischen Nutzungszeiten bekannt,
so lassen sich Hochrechnungen zur Ermittlung des Stromverbrauchs
durchführen.
- Phase: Aufschlüsselung des Stromverbrauchs.
Resultierend aus der IST-Analyse und der physikalischen Modellierung
erhalten wir eine Aufschlüsselung des Stromverbrauchs nach einzelnen
Klassen von Stromverbrauchern.
Die Aufschlüsselung ist eine wichtige Grundlage, um die Effektivität
von Energiesparmaßnahmen abschätzen zu können.
- Phase: Ermittlung von Einsparpotentialen.
Ein und dieselbe Energiedienstleistung läßt sich oft mit
unterschiedlichem Energieaufwand erzielen. Aufgrund der Ist-Analyse und
eines Optimal-Szenarios lassen sich theoretische Einsparpotentiale ermitteln.
- Phase: Aufstellung eines Maßnahmenkatalogs.
Durch die IST-Analyse gewinnt man schnell eine Vorstellung davon,
an welchen Stellen bzw. durch
welche Maßnahmen sich Einsparungen erzielen lassen könnten.
Für eine Einsparung an Energie ergeben sich grundsätzlich drei
Ansätze:
- Der Ersatz von Maschinen und Geräten durch andere, die für die
gleichen Dienstleistung weniger Energie benötigen.
- Der Einsatz solcher Techniken, durch die ein Verbraucher nur eingeschaltet
wird, wenn er benötigt wird.
- Der bewußtere Umgang von Nutzern mit dem Energieverbrauch
(Verhaltensänderungen).
- Phase: Messung von tatsächlichen Einsparpotentialen im
überschaubaren Bereich.
Nach der Entwicklung eines Katalogs von konkreten Maßnahmen kann bewertet
werden, welche Maßnahmen am effektivsten sind.
Werden diese in überschaubaren Bereichen, die meßtechnisch gut
erfaßbar sind (z. B. ein einzelner Hörsaal),
umgesetzt, so lassen sich die theoretisch ermittelten Einsparpotentiale
am Beispiel verifizieren.
Stand: Juni 1999
reeder@physik.uni-kiel.de
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