Physikvorlesung SS 1999
Prof. Dr. A. Piel, IEAP, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Homepage
Inhalt
Vorige Seite
Nächste Seite

Kleine Geschichte der Elektrizität (2)


Carl Friedrich Gauss (1777-1855)
Das Universalgenie Gauss führte -- wie Coulomb mit der Drehwaage bei den elektrischen Kräften -- die quantitative Meßtechnik in den Magnetismus ein. 1832 trug er der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen die Messung der Horizontalintensität des Erdmagnetfeldes vor, in der er die magnetische Feldstärke auf mechanische Größen zurückführt.
Biographie

Hans Christian Oersted (1777-1851)
Oersted, seit 1817 Ordinarius an der Kopenhagener Universität, entdeckte 1820, daß eine Magnetnadel abgelenkt wird, wenn in einem zu ihr parallelen Draht ein elektrischer Strom fließt. Oersteds Versuchsanordnung ist das erste Galvanometer. 1825 gelang ihm erstmals die Herstellung von Aluminium, allerdings in unreiner Form.

Simeon Dénis Poisson (1781-1840)
Poisson war mit mehr als 300 Arbeiten über Astronomie, reine und angewandte Mathematik, Mechanik, Elastizitätstheorie, Wärmelehre, Kapillarität, Elektrizität, Magnetismus und andere Themen eine der fruchtbarsten Persönlichkeiten der Naturwissenschaften. 1812 publiziert er seine Erweiterung der Laplaceschen Gleichung um die Oberflächenladung.
Biographie

Georg Simon Ohm (1789-1849)
Ohm, Dr.phil und Privatdozent an der Universität Erlangen, erarbeitete ab 1817 als Lehrer am Jesuitengymnasium in Köln sein berühmtes Gesetz über den Stromfluß in elektrischen Leitern. Erst 1833 wird er zum Professor für Physik an der Polytechnischen Hochschule in Nürnberg ernannt. Nachdem ihm die Royal Society ihre höchste Auszeichnung, die Copley Medaille verliehen hatte und er korrespierendes Mitglied der Akademien zu Berlin und Turin geworden war, wurde er 1845 ordentliches Mitglied der bayrischen Akademie und 1849 zum zweiten Konservator der Mathematisch-Physikalischen Staatssammlungen, verbunden mit der venia legendi. Erst mit 63 Jahren wurde der lange Verkannte 1852 wirklicher Professor der Universität München und Leiter des Physikalischen Kabinetts.

Michael Faraday (1791-1867)
Gelernter Buchbinder, Autodidakt. Wurde 1813 Humphrey Davy's Assistent an der Londoner Royal Institution, 1825 wird er selbst Leiter der chemischen Abteilung der Royal Institution, an der er sein ganzes Leben tätig blieb. Zu seinen bedeutendsten Entdeckungen gehören die elektrische Induktion und die Faraday-Drehung in Gläsern durch Magnetfelder. Bekannt ist der Faradaysche Käfig, in dessen Inneren kein elektrisches Feld herrscht. Zu seinen wichtigsten elektrochemischen Entdeckungen gehört die Proportionalität zwischen Ladungsmenge und abgeschiedenem Stoff; die Proportionalitätskonstante trägt Faradays Namen, genau wie die Einheit der Kapazität. Weniger bekannt sind seine Verdienste um den Bergbau (Sicherheitslampe) und die Verbesserungen an den englischen Leuchtfeuern.
Biography

Joseph Henry (1799-1878)
Professor an einer kleinen Schule in Albany, NY. Entdeckte 1830, ein Jahr vor Faraday, die elektromagnetische Induktion, die er jedoch nicht publizierte. Die Priorität für die Entdeckung der Selbstinduktion wurde ihm jedoch zugesprochen.

Heinrich Lenz (1804-1865)
Professor in St. Petersburg, führte viele Experimente durch, die durch Arbeiten Faradays angeregt waren. Er ist bekannt durch die nach ihm benannte Regel, daß die elektrodynamische Wirkung des Induktionsstroms stets der mechanischen Ursache entgegenwirkt.

Wilhelm Weber (1804-1891)
1831 Kollege und Freund von Gauss in Göttingen. Gemeinsame Arbeiten zur absoluten Messung der Stromstärke. 1837 weigert sich der liberale Weber, König Ernst-August, der die Verfassung von 1833 widerrief, den Treueeid zu leisten und wird als einer der "Göttinger Sieben" (zu denen auch die Gebrüder Grimm gehörten) des Lehramtes enthoben und muß das Land verlassen. Erst 1842 erfolgt ein Ruf nach Leipzig, Weber über Physiologie arbeitet (Weber-Fechnersches Gesetz). Im Revolutionsjahr 1848 bemüht sich Ernst-August, die Göttinger Sieben wiederzugewinnen. Nur Gauss zuliebe kehrt Weber zurück.

Gustav Robert Kirchhoff (1824-1887)
Zusammen mit Robert Bunsen entwickelt er das Spektroskop und die Spektralanalyse (1859), erklärt die Fraunhoferschen Linien und formuliert das Strahlungsgesetz. Bereits 1845, als zwanzigjähriger Student publiziert er eine bahnbrechende Arbeit über den Stromfluß in einer kreisförmigen Ebene. Hierin beweist er seine mathematische Lösung mit Hilfe von Experimenten mit Hilfe einer Brückenschaltung. Im Anhang dieser Arbeit finden sich nebenbei die heute noch mit seinem Namen verbundenen Knoten- und Maschenregeln für elektrische Stromkreise.

James Clerk Maxwell (1831-1879)
Frühe Arbeiten über Optik, Farbenmischung und Farbblindheit in Cambridge. 1855 "On Faraday's lines of force". 1856 Ruf auf den Lehrstuhl für Theoretische Physik in Aberdeen. Dort Auffindung seiner berühmten Geschwindigkeitsverteilung und gaskinetische Erklärung der inneren Reibung, Wärmeleitung und Diffusion in Gasen. 1861/62 Veröffentlichung der Maxwellschen Gleichungen des Elektromagnetismus. Maxwell stirbt 48-jährig an Krebs.

Heinrich Hertz (1857-1894)
Hertz studierte in München und in Berlin bei Kirchhoff und Helmholtz. 1883 habilitiert er sich in Kiel und erhält einen Lehrauftrag für theoretische Physik. 1885 Ruf nach Karlsruhe, wo er seine bahnbrechenden Experimente zu elektromagnetischen Wellen durchführt. 1889 Ruf nach Bonn, wo er u.a. Experimente zu Kathodenstrahlen beginnt. am 1.1.1894 stirbt der 36-jährige nach langem Leiden an einer Blutvergiftung.
Biographie in Stichworten


Literatur
Fritz Fraunberger, Illustrierte Geschichte der Elektrizität, Aulis Verlag, Deubner & Co., Köln, 1985
Verwandte Seiten im Web

[Inhalt]  | [Vorige Seite]  | [Nächste Seite]
Erstellt: 15.2.99       Letzte Änderung: 06.07.2000       AP